Energie Effizient Managen mit ISO 50.001

Wer Energieeffizienz strategisch angehen und im Unternehmen fest verankern möchte, sollte sich mit einem Energiemanagementsystem befassen. Ein solches System hilft, die Energieströme im Unternehmen zu überwachen und auszuwerten, um die Energieeffizienz gezielt zu steigern. Dieser Beitrag zeigt, was hinter einem Energiemanagementsystem steckt, welche Rolle die ISO 50.001 spielt und wo der Unterschied zu einem Energieaudit liegt. 

Was versteht man unter einem Energiemanagementsystem?

Unternehmen im produzierenden oder verarbeitenden Gewerbe und in der Industrie verbrauchen viel Energie. Mit der Hilfe eines Energiemanagementsystems erfassen sie die Energieströme im Unternehmen und ordnen diese möglichst genau den einzelnen Verbrauchern zu. Daraufhin ist es möglich, den jeweiligen Verbrauch systematisch zu analysieren, um ihn beispielsweise in Verbindung mit den Betriebszeiten von Anlagen und Prozessen zu bringen. 

Wenn die Energieströme untersucht und bewertet sind, können Ziele für die Verbesserung der Energieeffizienz und eine Verringerung des Verbrauchs definiert werden. Auch Zuständigkeiten für die Überwachung von einzelnen energierelevanten Prozessen werden festgelegt.

Aus der Bewertung des Verbrauchs lassen sich Vorschläge zur Verbesserung der Energieeffizienz aufstellen. Diese werden auf Wirtschaftlichkeit geprüft und die Umsetzung geplant.

Die kontinuierliche Erfassung und Analyse der Energieströme sind dauerhafte Prozesse, um die Einhaltung der Ziele zu überprüfen. Dazu gehört auch die fortwährende Überarbeitung der Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz.

Das Energiemanagement ist somit ein wichtiges Instrument, um die Energieeffizienz im Unternehmen systematisch zu verbessern. Mit der Zeit führt dieser Prozess zu geringeren Energiekosten. Unternehmen mit einem funktionieren Energiemanagementsystem können schneller auf steigende Energiepreise reagieren, denn sie haben mögliche Pläne für energieeffizientere Prozesse schon in der Schublade liegen. 

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Welche Bedeutung hat die Norm ISO 50.001 für das Energiemanagement?

Prinzipiell kann sich jedes Unternehmen ein eigenes System für ein Energiemanagement aufbauen, das zu den jeweiligen Prozessen passt. Es ist jedoch sinnvoll, sich nach einem anerkannten Standard zu richten, auch um im internationalen Vergleich bestehen zu können. Dieser ist seit 2011 in der weltweit gültigen Norm ISO 50.001 definiert und ist vergleichbar mit der Norm für das Qualitätsmanagement ISO 9.001. Unternehmen müssen die in der Norm definierten Anforderungen an die eigenen Bedürfnisse anpassen, dokumentieren und umsetzen.

Ein Energiemanagement nach den Anforderungen der ISO 50.001 dokumentiert die systematische Auseinandersetzung des Unternehmens mit dem eigenen Energieverbrauch. Ferner zeigt es das Bestreben, die Energieeffizienz fortlaufend zu verbessern. Mit der Zertifizierung des Energiemanagementsystems nach ISO 50.001 wird die Einhaltung der Anforderungen im Rahmen der Norm offiziell bestätigt.

Durch eine anerkannte Zertifizierung des Energiemanagements können Unternehmen ihre  finanzielle und steuerliche Belastung reduzieren. Dazu gehört der Stromsteuer Spitzenausgleich (§ 10 StromStG, § 55 EnergieStG), bei dem Sie einen Teil der gezahlten Stromsteuer zurückerstattet bekommen.

Ein weiterer Vorteil der Zertifizierung des Energiemanagements ist die Befreiung der Pflicht zur Durchführung von Energieaudits gemäß DIN EN 16247-1.

Was unterscheidet ein Energiemanagementsystem von einem Energieaudit?

Die Energieaudits sind nach dem Energiedienstleistungs-Gesetz EDL-G für große Unternehmen seit 2015 Pflicht und müssen alle vier Jahre wiederholt werden.

In einem Energieaudit nimmt ein interner oder externer Auditor den Energieverbrauch und die -kosten, beziehungsweise Teilbereiche davon, in dem Unternehmen genau unter die Lupe. Dazu gehören sowohl die Messwerte über den Energieverbrauch als auch eine Vor-Ort Begehung mit Begutachtung des Zustandes der energetischen Anlagen. Anschließend unterbreitet der Auditor Vorschläge, wie das Unternehmen nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten Energieeinsparungen erzielen kann. Zum Abschluss erstellt er einen Bericht und bespricht die Ergebnisse mit den verantwortlichen Mitarbeitern des Unternehmens.

Ein Energieaudit ist ein guter Einstieg in die Bewertung des Energieverbrauchs im Unternehmen, mit einer abgeschlossenen Beurteilung als Ergebnis. Ein Audit enthält keine Pflicht zur Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen. Unter Umständen verschwindet der Bericht anschließend in der Schublade, bis das nächste Audit fällig ist. 

Bei einem Energiemanagementsystem hingegen führt man einen fortlaufenden Prozess im Unternehmen ein. Alle Energiearten und Energieverbraucher werden berücksichtigt. Es wird festgelegt, welche Mitarbeiter für einzelne Bereiche des Energieverbrauchs verantwortlich sind, aber generell sind alle Mitarbeiter bis zum Top-Management eingebunden. Der wichtigste Vorteil ist jedoch, dass das Energiemanagementsystem eine dauerhafte und kontinuierliche Weiterentwicklung der Energieeffizienz beinhaltet.

Was ist Pflicht?

Die Einführung eines Energiemanagementsystems nach ISO 50.001 ist in Deutschland freiwillig. Wer von Steuererleichterungen im Energiesektor profitieren möchte, muss die Zertifizierung nach ISO 50.001 nachweisen.

Vorgeschrieben ist zudem für alle Betriebe, die nicht zu den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) gehören, im Abstand von maximal vier Jahren ein Energieaudit nach DIN EN 16247-1 durchzuführen. Unternehmen, die ein zertifiziertes Energiemanagementsystem nach ISO 50.001 nachweisen können, sind von dieser Pflicht befreit.

Fazit

Ein Energiemanagementsystem ermöglicht einen dauerhaften Prozess zur Verbesserung der Energieeffizienz in Unternehmen. Dadurch ist immer bekannt, wo man mit dem Energieverbrauch steht und es gibt klare Ziele, zu deren Erreichen sich das Unternehmen verpflichtet hat. Bei steigenden Energiepreisen hat man Maßnahmen parat, deren Umsetzung bisher an fehlender Wirtschaftlichkeit gescheitert sind. So kann - im Optimalfall - sehr schnell mit mehr Energieeffizienz auf den Preisanstieg reagiert werden. Damit ist das Unternehmen weniger stark von steigenden Kosten betroffen als die Wettbewerber, die sich nicht um eine kontinuierliche Verbesserung der Energieeffizienz bemühen.

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